Geschichte des Schutterbad - eine 100-jährige Tradition

50 Jahre Schutterbad von 1921 bis 1971
Im Anschluß an den Burgstraßenbau 1919/20 ist auch das Schwimmbad entstanden. Zunächst ließ man mit dem beim Stra0enbau anfallenden Abraummaterial den größten Teil des Weihers zuschütten. Für das geplante Bad hat Frau Theres Hirsch ein ausreichendes Tauschgrundstück abgetreten.

Am 23. August 1920 hat das Kulturamt in Nürnberg den Plan genehmigt und die Firma Ludwig Weiß aus Nürnberg hat sofort mit dem Bau begonnen. Das Bad bekam ein Schwimmbecken von 25 m Länge und 8,40 m lichter Breite. In einem Abstand von 2,40 m vom Becken stehen die in Holzbau errichteten Umkleidekabinen.

Für die Wasserfüllung war geplant, an der Ostseite aus einer Stauschleuse Wasser für das Bad zu entnehmen. Ein anderer Plan sah die Benutzung von Leitungswasser vor.

Hierzu hat sich das Kulturamt Nürnberg am 22. November 1920 geäußert.

"Unter den gegebenen Verhältnisen ist die Förderung des Schutterwassers mittels einer Hocheffekt-Zentrifugalpumpe zweifellos die billigste und zweckmäßigste Art der Speisung des Badebehälters. Die Zuführung des Wassers aus dem Staubereich einer Stauschleuse wäre nicht möglich, weil es im Sommer 2-3 Tage dauern würde bis der Wasserspiegel auf die gewünschte Höhe ansteigen würde; übrigens kostet eine ganz einfache Schleuse im Schutterbett bei den gegenwärtigen Baustoffpreisen 20.000 - 30.000 RM. DIe Speisung des Behälters aus der Wasserleitung ist entschieden kostspieliger, als jene mittels der Pumpe; außerdem würde die Füllung des Behälters mit Wasserleitungswasser nahezu 20 Stunden in Anspruch nehmen und schlußendlich wäre das Wasser zum Baden viel zu kalt. Das in der Schutter durch ein paar Bretter angestaute Wasser ist rascher erwärmt und infolge seines Moorgehaltes milder, als das aus 17 m Tiefe entnommene Wasserleitungswasser."

Es hat sich ergeben, daß keine der empfohlenen Wasserzuführungen in Frage kommen, denn die am linken Schutterufer unterhalb der Badestelle entspringende starke Quelle hat für den Badezweck einwandfreiese Wasser geliefert. Auf Empfehlung des Kulturamtes wurde nun eine Hocheffekt-Zentrifugalpumpe der Maschinenfabrik Hipert, Nürnberg eingebaut.

Die Gesamtkosten betrugen 116.295,93 RM, wovon 12.504,90 RM durch die produktive Arbeitslosenfürsorge gedeckt wurden. Es darf die hohe Bausumme nach dem ersten Weltkrieg nicht verwunderlich erscheinen, da schon im Jahre 1919 die Inflation eingesetzt hat und Ende 1923 ihren Höhepunkt erreichte.

Nach Fertigstellung des Bades waren wegen der Inflation und wegen des Straßenbaues die Gelder nicht zur festgelegten Zahlungsfrist flüssig. Die Baufirma mußte wiederholt mahnen und erst Ende 1922 wurde der letzte Rest von 7.440,45 Mark gezahlt, der natürlich zu diesem Zeitpunkt durch die Inflation bedeutend an Wert verloren hatte.

Das Bad wird seit Entstehung gegen einen sehr niedrigen Zins verpachtet und die Eintrittsgelder fließen dem jeweiligen Pächter zu. Die Instandhaltungskosten können natürlich durch den Pachtzins nicht gedeckt werden, so ist das Bad wie in den meisten ähnlichen Fällen ein Zuschußobjekt und von der Gemeinde nur im Interesse der Volksgesundheit erbaut worden.

Im Jahre 1947 hat der Sportverein das Bad gegen einen Pachtschiling von 100 Reichsmark gepachtet mit der Auflage, sämtliche Betriebskosten mit zu übernehmen.

Im Laufe von Jahrzehnten war das Schwimmbecken sehr schadhaft geworden. Ab 1946 hat die Gemeinde zwar alljährlich Ausbesserungen vorgenommen, doch wurden damit die Hauptschäden nicht beseitigt. So war unter anderem das Schwimmbecken nicht mehr wassedicht.

Im Jahre 1963 stand nun der Gemeinderat vor der schweren Entscheidung entweder das Bad aufzulassen oder eine gründliche Ausbesserung durchzuführen, die einem förmlichen Neubau gleichkommen mußte. Der Gemeinderat war sich dessen bewußt, daß jede der genannten Lösungen ihre Kritiker finden könnte. Dessen ungeachtet entschloß er sich im Vorjahre doch zu einer Gesamtausbesserung, die allerdings beträchtliche Mittel beanspruchen mußte.

Noch 1963 wurde das Schwimmbecken neu gestaltet, etwas verlängert und durch eine hohe Stützmauer an der Schutter der Platz um das Becken bedeutend vergrößert. Der Mangel an Arbeitskräften verhinderte die Fertigstellung im gleichen Jahre, was namentlich die im Ort anwesenden Sommergäste sehr bedauert haben. Im Mai dieses Jahres wurden die Arbeiten fortgesetzt. Die Kabinen, deren hölzerner Unterbau schon ganz morsch war, erhielten einen Unterbau aus Beton. Rings um das Becken wurden Platten gelegt und die ganze Anlage erhielt eine neue Einfriedung, an der Bergseite mit einem Betonsockel. Die zum Becken führende Grünanlage wurde neu eingeebnet und frisch besät.

Den Hauptteil der Fertigstellungsarbeiten leistete mit besonderem Eifer der Gemeindebedienstete Andreas Christl. Auch Bürgermeister Gampl hat mit allen ihm zur Verfügung stehenden Möglichkeiten den Bau vorangetrieben.

Für die Füllung des Schwimmbeckens steht eine gemeindeeigene Quelle neben dem Becken zur Verfügung, die reichlich einwandfreies Wasser liefert, das je nach Bedarf wöchentlich zwei- bis dreimal erneuert wird. Rechtzeitig mit Beginn der heißen Tage konnte das nun schöne Bad seiner Bestimmung übergeben werden.

Die beträchtlichen Kosten von 40.000,- DM hat die Gemeindeverwaltung durch große Einsparungen aus dem außerordentlichen Haushalt der letzten beiden Jahre bestritten.

Es sei noch vermerkt, daß Wellheim als einzige Gemeinde im Landkreis ein Schwimmbad besitzt. Entsprechend hat das Bad einen starken Zulauf von Einheimischen und Gästen.

Trotz guten Zuspruchs und der hohen Reparationskosten zeigten sich immer wieder die seit Erbauung des Bades anhaftenden Mängel, den unhygienischen Wasserzustand und die primitive Klosettanlage. Die auftretenden Mißstände hat das Gesundheitsamt wiederholt beanstandet.

Die Neugestaltung des Bades 1971
Die Bemühungen der Gemeinde Wellheim, das bestehende Freibad zu modernisieren und zu erweitern war abhängig von einer staatlichen Bezuschussung. Das Bayerische Wirtschaftsministerium hat aus dem Programm Freizeit und Erholung Staatsdarlehen und -zuschüsse bewilligt. Im ersten Bauabschnitt der Modernisierung soll das Badgelände mit einer Ausbaufläche von rund 6.500 Quadratmetern erschlossen werden. In diesem Zusammenhang wird der reine Badeteil von der Liegefläche getrennt. Die Verbindung beider Teile ist mittels eines Steges geplant.

Das Bauprogramm selbst sieht vor, das schon vorhandene 225 Quadratmeter große Badebecken zu erhalten, es an die Leitungen der Aufbereitungsanlage anzuschließen und einer umfassenden Oberflächenbehandlung zu unterziehen. Neu zur Ausführung gelangt ein etwa 40 Quadratmeter großes Kinderbadebecken, das mit dem Hauptbecken durch Kommunikationsleitungen verbunden werden soll. Beide Becken werden durch ausreichend breite, frostsichere Plattenbeläge und Sträucheranpflanzungen umschlossen. Zwei Druchschreitebecken mit Brausen sind ebenfalls vorgesehen.

Herzstück der Gesamtanlage soll die Technik darstellen, die in rund 25 Metern Entfernung vom Hauptbecken errichtet werden soll. Sie beinhaltet eine geschlossene Druckfilteranlage mit einer Stundenleistung von 75 Kubikmetern, sowie die dazugehörige Dosierung und Chlorgasanlage. Des weiteren wird eine Erwärmungsanlage mit Ölfeuerung (Leistung 250.000 kcal/h) eingebaut. Die gewünschte Badewassertemperatur von 26 Grad ist dadurch gewährleistet. Toiletten und Warmduschen, ferner eine geringe Anzahl von Wechselkabinen und Garderobenkästchen sind ebenfalls im Technikgebäude vorgesehen. Alle übrigen Freiflächen des Badegeländes werden landschaftsgärtnerisch ausgestaltet.

Das Bauprogramm, gleichsam der Abschlußakt des Gesamtprojektes, sieht im Bauabschnitt II die Schaffung moderner Umkleideräume vor, die so angelegt werden sollen, daß sie auch den Aktiven der angrenzenden Sportanlage zur Verfügung stehen. Gleiches gilt auch für den geplanten Kiosk, den Parkplatz für rund 80 Einheiten, eine Fahrradabstelle und einen Kinderspielplatz, die ebenfalls Bestandteile des Badeausbauprogrammes darstellen.

Lagen die Gesamtkosten im Jahre 1971 noch bei 300.000,- DM, so entstehen ein Jahr später für Sanierung des Beckens und Umkleideräume, einschließlich Grundstückspreis Kosten von rund 650.000,- DM.

Nach der Generalsanierung gründete sich die Wasserwacht Wellheim, einer der großen Vereine in der Marktgemeinde.

Quellenangaben:
50 Jahre Schutterbad von 1921 bis 1971 und Die Neugestaltung des Bades 1971
Chronik Marktgemeinde Wellheim, Autor: Bert Braun, Verlag: E. Braun, Spardorf, Buch: G. Gebhardt, Ansbach